„CITY HUNTER“ (2024) | Filmreview

„CITY HUNTER“ (2024) | Filmreview

1. Juli 2024 Aus Von Thorsten Boose

Bezug zu Jackie Chan: Bei ca. 7′ erinnert der Sprung von Ryo Saeba von Haus zu Haus an denselben Sprung von Jackie Chan in „RUMBLE IN THE BRONX“ (1995).

„Nichts geht über ihre geile Hupenschwester!“

„CITY HUNTER“ ist seit Mitte der 1980er Jahre einer der beliebtesten Mangas überhaupt und dank Jackie Chans Darstellung als Ryo Saeba im gleichnamigen Film von 1993 zu einem gerne neu aufgelegten Filmprojekt geworden. 2024 überrascht das sonst so politisch-korrekte Netflix mit der japanischen Verfilmung.

In Shinjuku ist RYO SAEBA, genannt der City Hunter, kein Fremder. Während einer Verfolgungsjagd mit seinem Partner erleben wir die Arbeitsweise des Privatdetektivs und sind überrascht, dass Netflix solche derben 90er Jahre Sprüche erlaubt. Erfrischend, wie ich finde.

Das Objekt der Begierde, natürlich eine junge Frau, entkommt dem notgeilen City Hunter und obendrein wird sein Partner auch noch von einem seltsam fremdgesteuerten Attentäter ermordet. Während Ryo Saeba widerwillig den Mord an seinem Ex-Partner aufklärt, bemerken wir, dass er nicht nur ein Chauvinist, sondern auch ein richtiges Arschloch ist, was Freundschaft angehen kann.

Die ersten Minuten des Films haben Kinoniveau. Kurzweilig, abwechslungsreich und kreativ sind wir sofort am Haken und wollen unbedingt wissen, wie sich die schnelle Anfangssequenz auflöst. Wir werden nicht enttäuscht. „CITY HUNTER“ (2024) weiß um den Einsatz von Foreshadowing und Payoff – zumindest im ersten Akt.

Ryo Saeba, CIty Hunter, geht nachts durch die Straßen von Shinjuku, Tokyo, Japan

Was gut anfängt, ebbt im Verlauf des Films manchmal aus. Dabei machen die Aufnahmen Spaß. Dank der Kameraperspektiven und des Schnitts erleben wir einen bewegten Manga, ohne dass es kitschig oder gar westlich comicartig wirkt. Dennoch müssen wir auch hier so manche zu dunkle Szene durchstehen.

Das Schauspiel ist klasse. Sowohl die emotional verletzliche Seite kommt seriös rüber als auch Ryos übertriebene komische Seite. Der Spagat des City Hunters gelingt. Im Vergleich zur 1993er Hongkong-Version von Wong Jing, in dem Jackie Chan einen eher albernen, klamaukigen Kung-Fu-Kämpfer spielt, erleben wir in der japanischen Verfilmung einen Ryo Saeba, wie er selten so nah am Original war. Die französische Fassung von 2018 ignorieren wir an dieser Stelle lieber.

Was ich zu kritisieren habe, ist eigentlich nicht viel und dennoch der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte. Denn warum so viele Menschen in Japan auf einmal durchdrehen und welche Ziele die UNION mit ihrem japanischen Gangster-Ableger LORE anstreben, wird höchstens beiläufig erwähnt, während City Hunter in zugegeben unterhaltsamer Manier seine Gegner beseitigen muss.

Die kreativen Comedyszenen und die toll choreografieren Kämpfe lenken von der Story ab. Nicht schlimm, lieber so als umgekehrt, für meinen Geschmack. Doch einen Tick mehr Dramatik hier und da täte dem Film gut. Übrigens, Netflix, es geht doch auch ohne erzwungene politische Agenda und der „strong female lead“. Von der haben wir hier gleich mehrere und alle sind emanzipiert, ohne es an die große Glocke zu hängen.

Derbe 6,8 von 10 Sternen

Deutscher Trailer | „CITY HUNTER“ (2024)

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