„CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020) | Filmreview

„CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020) | Filmreview

5. August 2024 Aus Von Thorsten Boose

Bezug zu Jackie Chan:
Vi-Dan Tran und Andy Long sind Teil des Jackie Chan Stuntteams und absolute Fans des Hongkong-Actionfilms. Natürlich sind Erfahrungswerte der beiden in „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ eingeflossen. Haltet also die Augen offen beim Sichten!

Alles zum Jackie Chan Stuntteam gibt es in meinem ausführlichen Artikel nachzulesen:
Jackie Chans Stuntteam-Mitglieder von 1976 bis heute im Gesamtüberblick

No Budget, Low Budget, Whoa Budget!

Film ist Teamwork. Nur wer am gleichen Strang zieht und seine individuellen Kräfte fürs große Ganze einsetzt, kann zur Magie der bewegten Bilder beitragen. Und wenn professionelle Filmemacher sich zu einem privaten Kurzfilmprojekt zusammentun, kann dies in abendfüllende Unterhaltung ausarten.

Seit Veröffentlichung des sogenannten Fan-Films „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020) im YouTube-Kanal von T7Productions läuft der Streifen bei mir mehrmals im Jahr. Einfach weil er geil gemacht ist, meine eigene Kreativität anregt und mit so vielen Referenzen zeigt, dass hier Leute am Werk waren, die Film lieben und leben.

Ich habe mich lange davor gesträubt, ein Review zu schreiben, und tue mir noch schwer damit. Denn auf der einen Seite könnte ich hier Popkultur-Referenzen hervorheben und euch damit sicher heiß auf den Film machen. Aber genau das raubt meiner Meinung nach dem Sichten des Kurzfilms ein Stück der Magie.

Also schaut euch „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ an und kommt nach den geballten 40 Minuten gut gelaunt wieder hierhin zurück, um mehr aus meiner persönlichen Perspektive über das Projekt zu erfahren.

Paul Cless in „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020)

Vi-Dan Tran hat seinem Kurzfilm das Suffix „Fan-Film“ verpasst, als wäre es so ein YouTube-Clip von vielen. Schon klar, dass das per Definition so ist und sicher was mit rechtlicher Abklärung zu tun hat, denn für das Projekt offiziell beauftragt wurde der erfolgreiche Filmemacher nicht. Alles stammt aus seiner Feder.

Vi-Dan Tran ist für mich ein visueller Regisseur. Nach seinem Studium arbeitete er mit Größen der deutschen Musikindustrie für ihre Musikvideos zusammen und schaffte es selbst als Stuntperformer ins krasseste Stuntteam aller Zeiten, dem Jackie Chan Stuntteam. Sein Multitalent lebte er auch hinter der Kamera auch, so zum Beispiel in Michael Bays Film „6 UNDERGROUND“ (2019).

Und das ist der einzige Film, den ich hier ansprechen werde, denn ich finde, dass der Vibe von Vi-Dans „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ an „6 UNDERGROUND“ herankommt, ohne ihn zu kopieren. Man lernt von den Besten. Das ist kein Spott, sondern absoluter Respekt, denn schon bei „6 UNDERGROUND“, der ebenfalls (zu) oft auf meinem Bildschirm läuft, hat man dieses over-the-top-Gefühl, wenn es um die Actionszenen geht. Vom cleveren Product Placement ganz zu schweigen; hier gibt Vi-Dan in Interviews tolle Einblicke, wie es dazu gekommen ist.

Doch wo Michael Bay in Martial-Arts-Kreativität stark nachlässt, kommt die Expertise und die Erfahrung von Vi-Dan und seinem Stuntteam-Bruder Andy Long zugute. Beide schaffen es, in alter Hongkong-Manier, die Geschichte im Kampf weiter zu erzählen. Ich sagte bereits, dass Vi-Dan für mich ein visueller Storyteller ist und absolut korrekt nach Lehrbuch nur dann Dialoge einsetzt, in denen sie auch wirken.

Und wie sie wirken! Selbst kleine Cameos wie dem von Produzent des Films Michael Hilli aka Spoon Guy lassen dank 1A-Schauspiel und gezielter Punchlines den Kurzfilm wie ein gut getaktetes Musikstück mit Story wirken. Vi-Dan hat sein eigenes Tempo als Regisseur. Das merkt man vor allem in der Szene, als Johnny Silverman seinen Gegner Miyamoto Arasaka würgt: Zu jedem Zeitpunkt hätte er hier schneiden können, doch Vi-Dan hält drauf, kurz bevor einem beim Zusehen die Puste ausgeht, nur um den Zuschauer dann doch in eine andere Storyrichtung loszulassen. Andy Longs Performance setzt dem Ganzen die Krone auf.

Eigentlich ist es unfair dem Rest des Teams gegenüber nur ein paar wenige Beteiligte lobend zu erwähnen. Denn wenn man sich Making-Of und Interviews zu dem Projekt ansieht, merkt man schnell, dass das kein kleines Unterfangen war. Auch nicht wegen der damaligen Corona-Auflagen. Deshalb gönnt euch den Abspann und ihr werdet belohnt…

Jetzt zum schwierigsten Punkt meines Reviews. Wie bewerte ich diesen Monday-Motivation-Movie, der mir ein Gefühl von Perfektion vermittelt? Schwierig, zumal ich selbst nie das Videospiel gespielt habe und diese Seite des Films nicht bewerten kann. Ich betrachte das Werk als ganzheitliches Team-Projekt, bei dem jeder Spaß hatte und sich kreativ austoben konnte. Zudem will ich Vi-Dans Genie für Marketing hervorheben, der den Film auf Englisch für ein internationales Publikum angelegt hat und mit kleinen deutschen Einlagen doch seiner Heimat treu bleibt.

Ganz starke 8 von 10 Sternen

Originaler Teaser | „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020)

Ganzer Film | „CYBERPUNK 2077 – PHOENIX PROGRAM“ (2020)

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