„YOU CAN’T RUN FOREVER“ (2024) | Filmreview
Bezug zu Jackie Chan: keiner vorhanden
„Warum tun Sie das?“ – „Spielt das eine Rolle?“
Es gibt Filme, die lassen einen als Zuschauer nach einer Lizenz zum Filmemachern wünschen. Träume darf jeder haben und sich selbige erfüllen. Als Zuschauer muss man aber nicht denselben Traum teilen. In diesem Fall ein reiner Albtraum von Film.
Als progressiver Mensch mit gesundem Verstand sollte man denken, dass Frauen und Männer heutzutage größtenteils gleichberechtigt sind. Doch es gibt eine extreme Bewegung, die Frauen einredet, alles genauso gut wie Männer machen zu können – und sogar noch besser. An jene desillusionierten Menschen ist dieser Text gerichtet. Der Rest liest einfach lachend mit.
Denn ernstnehmen kann man YOU CAN’T RUN FOREVER nicht. Der Film wurde geschrieben von Carolyn Carpenter und Michelle Schumacher, die gleichzeitig noch Regie führt und ihren Mann, den Oscar-prämierten Schauspieler J.K. Simmons, in der Hauptrolle dafür verheizt.
Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie Frau Schumacher zuhause langweilig wurde und sie als unabhängige Frau nach sieben Jahren endlich wieder in ihre Regieschuhe schlüpfen wollte. Kurzerhand lädt sie ihre Freundin Carolyn Carpenter ein, mit ihr einen Thriller zu schreiben; beide arbeiteten zuletzt 2004 an einem Kurzfilm miteinander.
Man kann sich vorstellen, worauf ich hinauswill. Produziert wird der Schmutz natürlich auch noch mit Schumacher-Geld, weil sicher kein ernstzunehmender Investor Moneten lockermachen wollte. Und der arme J.K. Simmons befand sich wohl in der ungemütlichen Situation eines liebenden Ehemanns, der die Träume seiner Frau unterstützen, selbst aber nicht daran pleitegehen will.
Und so spielt er die Rolle des Mörders WADE, der wie Terminator mit Sonnenbrille auf seinem Motorrad durch die Gegend fährt und wahllos Leute umbringt. Warum? Spielt das ’ne Rolle? Das ist tatsächlich der Dialog, der einem als Zuschauer als Erklärung für das Setup präsentiert wird. Motive? Ach, Schnee von gestern, Extremisten brauchen das nicht, sie brauchen nur das, was Männer ihrer Meinung nach immer schon gemacht haben: Gewalt, Mord, lächerliche Dialoge, Happy End.
Glückwunsch, Mädels, ihr habt es geschafft! Ihr habt den Scheiß, den manche Männer auf die Leinwand gebracht haben, nochmal getoppt. Der Film wäre noch als 10-Minüter auf YouTube mit mehr versteckten Dislikes weggekommen. Innerhalb der ersten fünf Minuten wird einem die gesamte Backstory erklärenderweise von Schauspielern um die Ohren gehauen, die allesamt wirken, als wollten sie Teil einer Zahnpasta-Werbung sein.
Hier stimmt nichts. Keine Story, keine wirklichen Charaktere, schlechte Dialoge, kein roter Faden, keine Moral, kein Sinn. Und dabei ist der Film nicht mal so schlecht, dass er wieder ungewollt komisch wäre. Allerdings liefert er eine großartige Vorlage für eine Wayans-Verarsche! Jede Filmfigur, die lächelnd vor ihrem Mörder nachts wegläuft und dabei lautstark Musik auf dem Handy hört, verdient den Filmtod. Was stimmt mit dieser Generation nicht?
Natürlich gibt es ein Happy End. Die Männer sind tot und die drei Mädels erledigen den Mörder eigenhändig, während Mutti auch noch hochschwanger ist. Wird wohl auch eine Vorstadt-Amazone werden. Die Regie ist unter aller Kanone, was man am besten an der Szene erkennt, wenn sich die Stieftochter in der tragischsten Zeit ihres Lebens erstmal die Haare aus dem Gesicht über die Ohren legt.
Man merkt, dass die Geschichte von Frauen geschrieben wurde, denn der Bösewicht, ein Mann, verhält sich nicht wie ein Mann. Er ist eine Comicfigur ohne Gehalt, ohne Hintergrund. Und ihr strong female lead, eine Teenagerin, weiß nicht wirklich, ob sie fliehen, auf TikTok scrollen oder aufgeben soll.
Aber was spielt das schon für eine Rolle, nicht wahr? Girls just wanna have fun. Tja, den sucht Mann und Frau hier vergebens. Finger weg von solchem Schmutz! Tut mir leid für dieses faule Ei in der Filmografie von J.K. Simmons.
Schmutzige 0 von 10 Sternen
Deutscher Trailer | „YOU CAN’T RUN FOREVER“ (2024)
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© Rubber Tree Productions, Voltage Pictures