„LAST LOOKS“ (2021) | Filmreview
Bezug zu Jackie Chan: keiner vorhanden
Wann ist Waldo?
Krimis sind spannend. Leser oder Zuschauer wollen wissen, wer der Mörder ist und folgen der Geschichte aufmerksam, sammeln Brotkrumen auf, werden selbst zum Detektiv, bis sie merken, sie sind auf der falschen Fährte.
Und wenn man kurz davor steht, als Zuschauer das Mitraten enttäuscht aufzugeben, kommt der unvorhergesehene Plot Twist, der einen in die zufriedene Auflösung der verstrickten Geschichte entlässt.
So die Regel. Bei „LAST LOOKS“ (2021) fragt man sich allerdings nicht, wo Waldo steckt, sondern eher wann. CHARLIE WALDO ist ein Ex-Polizist, der jetzt als bärtiger Ökominimalist im Wald lebt und nur noch Fahrrad fährt. Weil besser für die Umwelt.
So belehrend beginnt tatsächlich der Film, als man aus dem Off eine Frauenstimme erklären hört, dass die Menschen Wasser verschwenden und Ressourcen zu Neige gehen. Zweiteres mag partiell zutreffen, aber Newsflash für alle Ökos: Wasser kann auf dem Planeten Erde nie ausgehen, es wechselt nur den Aggregatzustand. Wir haben eher ein Problem der Ressourcenverteilung.
Aber das nur am Rande, denn dieser anfängliche Hinweis hat mit dem gesamten Film einfach mal gar nichts zu tun. Sobald wir als Zuschauer diese mahnenden Worte à la Allerletzte Generation hinter uns haben, steigen wir auch schon auf unseren Drahtesel und radeln durch eine Kriminalgeschichte, wie sie flacher nicht sein kann. Holland bekommt Konkurrenz.
MEL GIBSON spielt quasi sich selbst wie schon in Filmen wie „FATMAN“ (2020), „BOSS LEVEL“ (2020) oder der Serie „THE CONTINENTAL“ (2023). Cool und lässig wie im echten Leben. Wer’s mag, ich find’s gut, wenngleich repetitiv. Leider erhält er zu wenig Screentime und das als Hauptverdächtiger im Mordfall seiner Frau.
Aber wieso „wann ist Waldo“? Nun, die Geschichte findet in Los Angeles, Hollywood, um genau zu sein, statt. Sie versucht, komplex zu sein, doch sie ist es nicht. Der Charme von 30er oder 60er Jahre Film noir funktioniert nicht mehr. Auch der moderne Twist der Ironie scheint hier nicht wirklich zu gelingen, was in „KNIVES OUT“ (2019) hervorragend geklappt hat.
Der Film ist okay, nicht nachhaltig. Ha, diese Ironie! Pauschal würde ich aus dem Whodunnit-Genre dennoch nicht die Luft rauslassen. Sobald Filmemacher aus der kreativen Depression entwachsen und erkennen, dass man auch ohne Bezug zum aktuellen Zeitgeist unterhaltsam sein darf, wird das wieder was.
Sich abstrampelnde 5 von 10 Sternen
Deutscher Trailer | „LAST LOOKS“ (2021)
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