Hip-Hop & Martial Arts: Der chantastische Soundtrack für das Jahr des Drachen 2024

Hip-Hop & Martial Arts: Der chantastische Soundtrack für das Jahr des Drachen 2024

12. Januar 2024 Aus Von Thorsten Boose

[der folgende Text ist ein Gastbeitrag von Tommy Sandrock]

Wenn ihr dieser Tage auf einem Musik-Streamingdienst eurer Wahl unterwegs seid und noch etwas Neues, Aufregendes für eure Playlist sucht, dann habe ich da etwas für euch. Als Gastautor für www.JackieChan.de darf ich euch heute einen spannenden Über- und Einblick in mein ganz eigenes chantastisches Projekt geben. Was es mit meinem „Young Dragon Beat Tape“ auf sich hat und warum gerade euch als Jackie-Chan-Fans das Ganze brennend interessieren sollte, lest ihr hier.

Jackie Chan inspiriert seine Fans

Mein Name ist Tommy aka Fast Buck. Seit ich ungefähr 10 Jahre alt war, hat mich der Sound des amerikanischen Hip-Hops in seinen Bann gezogen und bis heute nicht mehr losgelassen. Irgendetwas daran hat mich einfach wie ein Fieber befallen und sich in meinen Gehörgängen eingenistet, so dass ich gar nicht anders konnte, als der kompletten Kultur rund um die Sprechgesangsartisten zu verfallen.

Ein ähnliches Erlebnis hatte es bis dato nur ein einziges Mal zuvor gegeben – ungefähr zur selben Zeit entdeckte ich parallel zu meiner musikalischen Erweckung auch das Medium Film. Genauer gesagt war es ein gewisser Jackie Chan, der mich bei einer seiner zahlreichen Platzierungen im linearen TV der 90er irgendwann sprichwörtlich umhaute.

Was ich damals noch nicht ahnen konnte, zeigt sich mir heute in der Retrospektive umso deutlicher: Ich war den beiden größten Leidenschaften meines Lebens begegnet, Musik und Kampfkunst. Beides sollte einen kaum in adäquaten Worten zu beschreibenden Impact auf mich und mein Wesen haben, was mir damals natürlich noch nicht klar war. Heute ist es das und ich bin sehr dankbar über die Möglichkeit, heute einen Weg gefunden zu haben, wie ich etwas an die Kunst zurückgeben kann.

Daher in aller Kürze zur Vervollständigung des Bildes: Filme wurden zum Hobby, Jackie Chan zum Idol, alsbald wurde der erste eigene weiße Gürtel um die schmale Kindeshüfte gebunden. Seinem Helden nacheifernd wurde aus mir ein Karateka, zeitgleich wanderten zahllose VHS, DVDs und später auch Blu-rays in die heimischen Regale, die noch nicht von CDs und Vinyl-Schallplatten meiner zweiten großen Liebe besetzt waren.

„It’s bigger than Hip Hop“

Schließlich braucht jede Trainingsmontage im Film auch einen Soundtrack – und das war in meinem Fall Hip-Hop. Anfangs noch in englischer Sprache, kam durch den Aufschwung Anfang der 2000er von deutschsprachiger Rap-Musik nun auch noch eine eigene (musikalische) Identität dazu. Schnell war der Künstlername „Fast Buck“ geboren – oder besser gesagt der Figur von Sammo Hung aus „My Lucky Stars“’s deutscher Synchronisation „Tokyo Powerman“ entlehnt.

Die Hip-Hop-Kultur hat sich sehr seit jeher weitläufig inspirieren lassen und Elemente aus anderen Kunstformen neu interpretiert. Da erschien es mir nur passend, wenn ich mir den Namen eines liebgewonnenen Charakters aneigne, um ihm von nun an eine neue, auf mich und meine Werke zugeschnittene Bedeutung zu verleihen.

Ähnlich hatte es Jackie mir ja vorgemacht, indem er aus den in seinen Frühwerken oft bierernsten Kung-Fu-Filmen seine eigene Marke, seine eigene Formel kreierte, indem er das Genre mit seinen komödiantischen Elementen und nie dagewesener Akrobatik und Körperbeherrschung prägte und beeinflusste. Selbiges schwebte mir für meinen musikalischen Werdegang vor, inspiriert von seinen Großtaten wollte ich im Genre meiner Wahl einen Stempel hinterlassen.

Heute, über zwei Jahrzehnte später, kann ich zumindest einen Teilerfolg vorweisen – aber einen, auf den ich sehr stolz bin.

Tommy Sandrock alias Fast Buck

Aber nochmal kurz zurück zu Jackies Frühwerken – gerade in seinen Eastern der 1970er Jahre sehen wir ihn oftmals im Wald und auf Wiesen trainieren und sein Kung-Fu üben. Egal ob die acht betrunkenen Götter in „Drunken Master“ oder die Schlangentechnik (z.B. an den auf Stöcken platzierten Eiern) in „Snake in the Eagle’s Shadow“, nicht nur Jackies Filmfiguren, auch er selbst musste zu dieser Zeit mit bescheideneren Mitteln auskommen, als es dann in den Folgejahren mit den großen Budgets von Golden Harvest der Fall war.

Gerade dieser Umstand – Limitationen überkommen, aus Wenig etwas gänzlich Neues erschaffen – sorgte unter anderem dafür, dass die Hip-Hop-Kultur und das Eastern-Kino schon seit Anbeginn einen großen gemeinsamen Nenner teilten. Spätestens durch die musikalischen Adaptionen des Wu Tang Clans in den 90ern wurde die Verheiratung von Motiven der Hip-Hop-Kultur und den Actionfilmen aus Hongkong für alle Welt sicht- und vor allem hörbar.

Foto: Hochqualitative japanische Schallplatten mit Filmmusik der 70er, Dialogschnipseln und typischen Kung-Fu-Effekten bilden das Quellmaterial.

Beide Kunstformen legen eine starke Betonung auf Selbstverwirklichung und Individualität, bieten in Ihrem Wesen eine Plattform um Gefühle, Gedanken und Geschichten auf eine kraftvolle Weise mit der Welt zu teilen. Sie haben ihre Wurzeln in der Ablehnung bestehender Normen und der Suche nach freier Selbstbestimmung.

Hip-Hop entstand in den Straßen von New York als musikalische Protestbewegung gegen soziale Ungerechtigkeit und Ausgrenzung einer hauptsächlich schwarzen Bevölkerung, die in Ghettos an den sprichwörtlichen Rand der Gesellschaft gedrängt wurde. Zeitgleich spiegelten die Martial-Arts-Filme den Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit chinesischer Kämpfer wider, die sich der jahrhundertelangen Unterdrückung in Form des waffenlosen Kampfes (Kung Fu) erwehrte.

Nimmt man jetzt noch die kraftvollen Rhythmen des Hip-Hop und die dynamischen Bewegungen der Kampfkunst mit in die Gleichung, überrascht die Gemeinsamkeit kaum. Beide Kunstformen nutzen den Körper als Ausdrucksmittel und setzen auf eine visuelle Sprache zur Vermittlung Ihrer Botschaft.

Vom Rapper zum Producer

All dies resonierte mit meinem jugendlichen Ich und gab mir die Kraft, den Willen, die Disziplin und das Selbstvertrauen, meine eigene kreative Verwirklichung durch eine Verschmelzung beider Elemente erreichen zu können. Gesagt, getan – unter meinem Künstlernamen Fast Buck veröffentlichte ich von nun an deutschsprachige Rap-Musik, die stets mit einem Augenzwinkern in Richtung der Filme schielte, die mich zu meinem Schaffen inspiriert hatten.

Und genau wie Jackie in seinen Filmen stets neue Kampftechniken erlernen muss, um ein noch besserer Kämpfer zu werden, gab es neben der fein geschärften Klinge der eigenen Lyrik noch ein neues, viel mächtigeres Schwert zu schmieden – die Produktion!

Lange bevor ich die ersten Worte der Rapper verstand, hatte mich der Sound wummernder Bässe und energischer Drums schon in seinen Bann gezogen. Genau wie die Filme stets mit Ihren Kampfszenen mehr Faszination und Begeisterung als mit den Dialogen und Story-Passagen auslösten, war es nun an der Zeit, mir die Fähigkeiten zur Produktion meines eigenen Sounds anzueignen.

Wie ein junger Jackie im Wald seine Fußtritte an Seilen übte, schaffte ich mir in den Folgejahren das musikalische Handwerkszeug drauf, um meine eigenen „Beats“ produzieren zu können, die danach die instrumentale Grundlage für meine eigenen Rap-Songs bildeten. Der komplette kreative Prozess lag nun vollends in meinen eigenen Händen.

So wie Jackie später in seinen Hochzeiten nahezu alle Jobs am Filmset ganz oder teilweise selbst ausführte, war ich nun in der Lage, meine eigenen Texte selber musikalisch zu untermalen und aufzunehmen – mich quasi wie mein eigener Regisseur als Hauptdarsteller in Szene setzen zu können.

Aus diesem Umstand heraus entstand dann auch der Wunsch, irgendwann musikalisch meine beiden größten Einflüsse miteinander zu vereinen. Und genau das ist jetzt geschehen:

Ich habe Jackie Chan ein eigenes, von mir produziertes Instrumental-Album gewidmet!

Tommy Sandrock alias Fast Buck

2024: Soundtrack zum Jahr des Drachen

Mein sogenanntes „Beat Tape“ folgt dabei einem ganz simplen Ansatz: Alle 15 Instrumentals bestehen aus Songs, die in den 70er Jahren entweder Teil eines Jackie-Chan-Films waren (zum Beispiel im Soundtrack) oder aber im Zuge der Filme veröffentlicht wurden (zum Beispiel in Japan auf Schallplatten, die oftmals bekannte Popsongs zu einer Compilation rund um den jeweiligen Film zusammenstellten).

Alle diese Songs wurden von mir „gesampelt“, also neu arrangiert, ge-remixt sozusagen. Im Hip-Hop versteht man unter Sampling eine komplette Neuinterpretation von vorhandenen künstlerischen Werken, die im Rahmen eines Beats aus allen möglichen Quellen (Songs, Filmschnipsel, Werbung, Soundtracks etc.) ein neues Instrumental erschafft.

So wie ein Fotograf ein Motiv in freier Wildbahn durch seine Techniken, sein Objektiv, die Beleuchtung, Nachbearbeitung etc. in ein kunstvolles Foto verwandelt, erschafft ein Produzent im Hip-Hop aus einem beliebigen Ursprungsstück ein komplett neues, eigenständiges Werk.

The Art of Sampling Jackie Chan

Meine Idee war es also, mich an allen musikalisch verwertbaren Quellen der 70er Jahre zu bedienen, die einen Bezug zu Jackie Chan haben. Hauptsächlich waren dies seine Filme und deren (deutsche) Tonspuren sowie die erwähnten Soundtrack-Vinyls, die gerade ein Füllhorn unterschiedlichster Sounds als Sample-Material über mir ausgossen. Aus all diesen Quellen habe ich nun mein Beat Tape erstellt – so nannte man in den 90er Jahren die Demo-Kassetten, auf denen Produzenten ihre besten Werke zusammengestellt hatten.

Oder um bei dem Vergleich zur Fotografie zu bleiben – mein Instrumental-Album ist eine Art Kollage vieler verschiedener Motive, die unterschiedlich bearbeitet und verfeinert jetzt ein großes Ganzes aus den einzelnen Fotos ergibt.

Somit bleibt mir zum Schluss nur eine Einladung auszusprechen: Wenn ihr Lust habt herauszufinden, wie das wohl klingen mag, hört doch einfach mal rein! Das Album hört auf den Namen…

Young Dragon (The Art of Sampling Jackie Chan)

Hinweis: Das gesamte Album könnt ihr auch kostenlos hier auf YouTube hören.

Young Dragon (The Art of Sampling Jackie Chan)

Der titelgebende junge Drache bedarf sicherlich keiner Erklärung weiter. Sicherlich werdet ihr vieles davon wiedererkennen, wenn ihr Jackies Filme aus den 70ern genauso oft gesehen habt wie ich. Aber selbst wenn nicht, schreibt mich gerne auf den sozialen Medien an, wenn ihr wissen wollt, welche Samples ich genau verwendet habe oder vorher einzelne Elemente der Songs stammen.

Das Entdecken neuer Musik durch Sampling ist ein unglaublich befriedigendes und spannendes Hobby, das Türen in alle Genres und Zeitalter sämtlicher Musik öffnet. Ich würde mich wirklich ungemein freuen, wenn das Teilen meiner beiden Leidenschaften auch einem von euch beim Hören Freude bereitet.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, euch kurz in meinen Teil des Jackie Chan Extended Universe (JCEU) zu entführen. Wer übrigens nicht warten will, bis mein zweites Jackie-Beattape erscheint, dem sei mein themenverwandtes Tape von Anita Mui ans Herz gelegt, der Madonna von Asien.

4 AM (The Art of Sampling Anita Mui)

Hinweis: Auch dieses gesamte Album könnt ihr kostenlos hier auf YouTube hören.

Fast Buck online

Tommy Sandrock

* 8. Mai 1991, Chemnitz 🇩🇪

Sprachen: Deutsch, Englisch

Lieblingsfilm mit Jackie Chan: „Heart Of Dragon“ (1985) (dt. Titel: „Powerman 3“)

TikTok: @RapFastBuck

Instagram: @Rap_FastBuck

YouTube: @Rap_FastBuck

Spotify: @Fastbuck

Fiebertraum Productions auf Instagram: @Fiebertraum.wav


Alle Fotos sind copyright by Tommy Sandrock und wurden von ihm exklusiv für diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Weitere Verwendung dieses Materials ist nicht gestattet und muss vorher mit dem Urheber abgesprochen werden!