Hongkong, meine Liebe: Ein Reiseführer in die Heimat Jackie Chans
Seine operativen Geschäfte hat Jackie Chan zwar aufs Festland-China verlegt, doch seiner Heimat Hongkong, der Stadt, in der er groß und berühmt geworden ist, hält er weiterhin die Treue. Bereits 2009 erschien mit »Hongkong, meine Liebe« ein spezieller Reiseführer von Silke Oettel, seit 2011 Vize-Präsidentin der JC Dragon’s Heart Foundation Europe, und Thorsten Boose, Autor der Jackie-Chan-Filmführer, in denen die Leser an ehemalige Drehorte von Chans Filmen und durch ganz Hongkong geführt werden.
Der nachfolgende Text enthält ein Kapitel des Buches und eine Filmseite mit weiteren Hintergrundinformationen über einen von Jackie Chans bekannteren Filmen »Twin Dragons«, der erst im Oktober 2018 als Einzelveröffentlichung auf Blu-ray in Deutschland erschien. Victoria Peak, der Wohnort Jackie Chans in den ersten Jahren seines aufregenden Lebens.
Es ist also 2009, Silke Oettel erinnert sich …
Hongkong von oben: Victoria Peak
Um auf den berühmten Victoria Peak, von den Einheimischen nur »The Peak« genannt, zu gelangen, können wir zwischen dem Bus Nr. 15, der ab der zentralen Busstation Exchange Square, und dem Bus Nr. 15C, der ab dem Busterminal nahe dem Star Ferry Pier Central abfährt, wählen. Letzterer fungiert als Zubringer zur Peak Tram. Sowohl der Bus Nr. 15 als auch die Peak Tram bieten jedem Hongkong-Besucher eine angenehme Fahrt durch die exotische Landschaft mit vielen unerwarteten Aus- und Einblicken in das Häusermeer von Hongkong.
Die Peak Tram
Busfahren kennen wir aus Deutschland – doch wann bietet sich einem schon die Gelegenheit, mit einer über 100 Jahre alten Standseilbahn zu fahren? Also, auf in die Peak Tram! Seit 1888 legt die Peak Tram den 1365 m langen Kurs von der Talstation (»Lower Peak Tram Terminus«) bis zur Endstation am Peak Tower zurück und überwindet dabei 369 Höhenmeter. An der steilsten Stelle beträgt die Steigung 51%!
Die Peak Tram wurde bei ihrer Eröffnung am 28. Mai 1888 noch mit einer Dampfmaschine angetrieben. Seit 1926 fährt sie elektrisch. 1989 wurde die Bahn vom Schweizer Industriekonzern Von Roll automatisiert und die Kapazität der Wagen von 32 auf 120 Fahrgäste erhöht. Die einfache Fahrt für Erwachsene kostet 22 HK$, das Hin- und Rückfahrtticket 33 HK$; die Dauer von nur sieben Minuten ist bei beiden dieselbe.
Im Eingangsbereich der Talstation trifft uns beinahe der Schlag und wir greifen aus Reflex zur Kamera. Doch es ist nicht der echte Jackie Chan, der da steht. Seine Wachsfigur-Ausgabe hinter Glas macht hier Werbung für Madame Tussauds Hong Kong im auf dem Gipfel befindlichen Peak Tower, den wir gleich noch besichtigen werden.
Während wir die Fotoapparate wieder wegpacken, warten wir auf die Ankunft der nächsten Bahn und können auf den Monitoren an der gegenüberliegenden Wand des Terminals nun den echten Jackie in einem Werbespot des HKTB bewundern, in dem er auf dem Dach der Peak-Tram-Waggons zu sehen ist. Schließlich ergattern wir uns je einen Sitzplatz auf der rechten Seite im Waggon, um die Aussicht gebührend genießen zu können; diese ist atemberaubend schön!
Auf der Strecke gibt es vier Zwischenstationen: Kennedy Road, Macdonell Road, May Road und Barker Road – allesamt nach politischen Persönlichkeiten der Vergangenheit benannt. Die Barker Road kommt uns als Fans bekannt vor; in dieser Straße befand sich die französische Botschaft, in der Jackie Chan die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat. Erwähnung findet dies auch in seiner Dokumentation »Traces Of A Dragon: Jackie Chan & His Lost Family«.
Die Peak Tram erreicht nun ihre Gipfelstation, welche sich im Fuß des Peak Tower befindet. Unsere Erkundungstour geht somit weiter.
Der Peak Tower
Der Peak Tower, der in seiner Form ein wenig an einen Wok erinnert, wurde im Jahr 2006 nach einem mehrmonatigen Umbau neueröffnet und präsentiert sich daher mit einigen Änderungen. Die vormals vorhandene große Aussichtsterrasse auf der Ostseite des Gebäudes, die von Jackie Chan in seiner Dokumentation »Jackie Chan’s Hong Kong« als Aussichtsplattform hinunter auf die Stadt genutzt wird, ist dem Einbau von Restaurants und Geschäften gewichen.
Die bei guten Wetterverhältnissen grandiose Aussicht kann jetzt gegen die geringe Gebühr von 20 HK$ uneingeschränkt leider nur noch von der Dachterrasse genossen werden. Hier steht man quasi Auge in Auge mit den und sogar noch höher als die höchsten Hochhäuser auf Hong Kong Island wie z. B. dem 415,8 m hohen 2 IFC Tower.
Der Besuch der Terrasse lohnt sich mindestens zwei Mal während eines Aufenthalts in Hongkong: Einmal bei Tag und einmal in der Abenddämmerung oder bei Nacht, wenn ganz Hongkong in buntes Licht getaucht ist. Dieser wunderschöne Blick von hier hinunter auf die Stadt kommt auch in einigen von Jackie Chans Filmen vor. Er mag vielleicht auch schon für Fans der Anlass gewesen sein, eines Tages nach Hongkong zu kommen und ihn mit eigenen Augen zu genießen. Wären wir sonst hier?
Eine zweite Aussichtsterrasse befindet sich östlich des Peak Tower. Sie ist im chinesischen Stil gehalten und wird immer von Touristen frequentiert.
Madame Tussauds Hong Kong
Als nächstes wollen wir die Hongkong-Ausgabe des Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussaud im »Level P2« des Peak Tower besuchen. Im Wachsfigurenkabinett finden sich Berühmtheiten aus der Film- und Musikbranche Hongkongs und der Welt ebenso wie berühmte Politiker, Künstler und Sportler aus den verschiedensten Bereichen. Von A wie Muhammad Ali bis Z wie Mao Zedong findet sich hier für jeden Besucher der passende Star.
Neben Bruce Lee steht Jackie Chan gleich als erste Figur am Eingang. Seit seiner dortigen Aufstellung im Eröffnungsjahr 2000 hat er mehrmals die Kleidung gewechselt. So war er im Sommer 2007 in Originalkleidung aus seinem Film »Rob-B-Hood« gekleidet, im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in einen von ihm entworfenen Trainingsanzug; danach hüllte ihn ein schicker Jeans-Anzug ein. Zwar ist das Fotografieren und Berühren aller Figuren, von denen es an die einhundert gibt, im Wachsfigurenkabinett gestattet, jedoch für Fotos zusammen mit Jackie stehen professionelle Fotografen bereit. Das Ergebnis kann man am Ende des Rundgangs erwerben und entweder in der Form eines Fotos oder auf anderen Souvenirs mit nach Hause nehmen.
Der Eintritt kostet uns als Erwachsene 160 HK$.
Die Peak Galleria und ein Bilderbuchspaziergang
Gegenüber dem Peak Tower befindet sich die Peak Galleria, ein auf Touristen ausgerichteter Einkaufstempel mit drei Etagen voller Geschäfte und Restaurants für jede Größe von Geldbeutel. Das bekannteste Restaurant ist das Café Decó Bar & Grill mit einem ebenfalls wunderbaren Ausblick hinunter auf die Stadt. Eine Reservierung ist hier jedoch zu empfehlen. Im Untergeschoss des Gebäudes befinden sich die Bus- und Taxihaltestellen von Victoria Peak.
Wer jedoch lieber den »Peak« außerhalb erkunden möchte, kann dies auf einem landschaftlich sehr schönen Rundweg tun. In den dafür notwendigen circa 50 Minuten offenbart sich immer wieder ein anderes Hongkong in all seinen Facetten: das Häusermeer von Victoria, der geschäftige Victoria Harbour, die sich dahinter befindliche Halbinsel Kowloon, bis zu der an die New Territories angrenzende Bergkette – später blickt man auf die offene See und die vielen kleinen Inseln.
Der Rundgang schließt dann mit dem Ausblick auf den Süden von Hong Kong Island ab, wo man in Aberdeen die »schwimmenden Restaurants« und Boote der immer kleiner werdenden Dschunkenstadt bewundern kann. Der Startpunkt der Wandertour befindet sich rechts des Ausgangs des Peak Tower in der Lugard Road; der Spaziergang ist auch ohne Navigationsgerät leicht zu meistern.
Mittlerweile haben wir hier den Aus- und Überblick vom 24. größten Berg Hongkongs ausgiebig genossen und überlegen, wie wir wieder vom Victoria Peak hinunter kommen: lieber zu Fuß oder doch wieder mit der Peak Tram? Der Wanderweg erfolgt durch saftiges Grün auf der Old Peak Road bis zum Zoological and Botanical Garden, ist aber auch sehr steil und mitunter dreht der Stundenzeiger schon einmal mehr als eine Runde auf der Uhr.
In Hongkong tickt jede Uhr schneller als üblich, so entscheiden wir uns schließlich für die Peak Tram. Als nächstes wollen wir einen Spaziergang in Baumwipfelhöhe wagen – und das lässt sich nur im berühmten Hong Kong Park realisieren.
Fotos: Silke Oettel
Twin Dragons
Verwechslungskomödie, 1992
ca. 100 Min. (DVD)*
Drehorte: Shek Wan (Tsing Yi Island), ehemaliger Flughafen Kai Tak, Jardine House, The Regent Hong Kong
Direkt zu Beginn des Films wird auf den Hong Kong Director’s Guild hingewiesen. 1989 wurde er gegründet, »um der Menschheit Leben, Hoffnung, Freude und Inspiration durch das Medium Film zu geben« (Quelle: www.hkfdg.com). Jackie ist seit der Gründung Mitglied und seit 1996 neben Ng See-yuen Honorary President.
Die Karaoke-Bar am Anfang des Films befindet sich im sogenannten Jardine House (früher Connaught Centre), ein Bürogebäude in Central. 1973 wurde es eröffnet; es ist 178,5 m hoch mit insgesamt 52 Etagen.
Die Szene im Café mit beiden Jackies, Maggie Cheung und Nina Li Chi wurde im früheren Hotel The Regent Hong Kong (heute Hotel International) gedreht. Aus dem Fenster im Hintergrund blickt man direkt auf die Avenue of Stars.
Nina Li Chi ist Miss Asia 1986 und hatte hier ihren letzten Filmauftritt. Seit 1999 ist die schöne Schanghai-Chinesin mit Jet Li verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Töchter.
Die Szenen in der Eingangshalle des Hotels wurden in Wahrheit im Hotel Nikko Hongkong gedreht, das sich in Tsim Sha Tsui befindet. Seine Lage ist optimal: Nur vier Minuten benötigt man zur MTR, sechs Minuten zur Star Ferry und vom Flughafen sind es 45 Minuten. Das Hotel verfügt über 463 Gästezimmer inklusive 18 Suiten, von denen viele den Blick auf den Hafen garantieren. Besonderheiten: Babysitter- und »Doctor on Call«-Service.
Foto: Szene aus “Twin Dragons“ – copyright 1992 by Golden Way Films & Hong Kong Film Directors Guild
Hongkong, meine Liebe – Ein spezieller Reiseführer
Auf den Spuren von Jackie Chans Hongkong-Filmen behandelt dieser Reiseführer nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt, sondern besucht auch alte Filmsets und zeigt Insider-Infos für Touristen auf.
VÖ: 27.10.2009
ISBN: 978-3-86858-255-0, 232 Seiten, Taschenbuch