Jackie Chans Karriere als Rennfahrer seit 1984 | Jackie Chan DC Racing Sieger bei Le Mans 2017
Jackie Chan begann seine Karriere als Stuntman in klassischen Eastern-Streifen, die inhaltlich der chinesischen Qing-Dynastie (1616-1911) eingeordnet werden. Anfang der 1980er Jahre fand ein Paradigmenwechsel im Hongkong-Kino statt – Kung-Fu-Filme wurden zeitgenössisch.
Dank seiner Erfolge in Japan lernte Jackie Chan den CEO von Mitsubishi kennen. Für den Film „Wheels on Meals“ (1984) wurde die Geschäftspartnerschaft zwischen Jackie Chan und Mitsubishi schließlich offiziell geschlossen und sollte jahrzehntelang andauern.
1984: Beginn des jährlichen „Jackie Chan Cup“
So stellte Mitsubishi für den Film „Wheels on Meals“ nicht nur die vierte Hauptrolle zur Verfügung, nämlich den knallgelben Food Truck von Thomas (Jackie Chan) und David (Yuen Biao), sondern führte auf Wunsch von Jackie Chan auch erstmals den sogenannten Jackie Chan Cup aus. Bei dieser Wohltätigkeitsveranstaltung lädt Jackie Chan seitdem jährlich Größen der Filmbranche ein, um bei einem freundschaftlichen Autorennen den Sieger zu küren.
Man mag einen leichten, jedoch nicht vorhandenen chauvinistischen Unterton herauslesen, dennoch bleibt die Überraschung, dass die Fahrer alle weiblich waren und immer noch sind. Zur damaligen Zeit eines männerdominierenden Hongkong-Kinos keine Selbstverständlichkeit, zeigt dieses Handeln doch die moderne Weitsicht von Jackie Chan.
Der Jackie Chan Cup wurde von 1984 bis 2003 beinahe ausnahmslos in Macau abgehalten, vor dem offiziellen Macau Grand Prix, und galt schnell als jährliche Pflichtveranstaltung für Fans und Medienvertreter aus Asien. Als Co-Pilot waren und sind aber immer noch Profirennfahrer auf dem Beifahrersitz anwesend – alleine schon aus Sicherheitsgründen.
1986: Beinahe Jackie Chans letztes Rennen
Im dritten Jahr der jährlich stattfindenden Veranstaltung hieß das Autorennen „Jackie Chan Colt Race“, weil jeder Rennwagen ein Mitsubishi Colt war, der damals in zweiter Generation ein kleines Facelift erhielt und als sportlicher, aber geräumiger Kleinwagen weltweit hohes Ansehen erfuhr.
Das nachfolgende Video zeigt die Höhepunkte des Rennens vor dem 33. Macau Grand Prix sowie einen energischen Jackie Chan und eine junge Maggie Cheung auf dem Siegertreppchen. Im Jahr zuvor drehte Jackie Chan seinen Film „Armour of God“ (1986) in Jugoslavien und kam bei einem Stunt beinahe ums Leben.
Die Aufnahmen des Rennens zeigen Jackie Chan mit langer Haarpracht nach dem Unfall und seiner schweren Kopf-OP. Im Übrigen stellte Mitsubishi auch für „Armour of God“ die zweite Hauptrolle zur Verfügung, das aufgemotzte Wunderauto Mitsubishi Colt C10 Spider.
1989: Celebrities reißen sich um Startplätze
Ein weiteres Video-Highlight wurde aus dem Jahr 1989 wieder entdeckt. In jenem Jahr hieß das wohltätige Kräftemessen der Mitsubishi-Karossen „Mitsubishi Jackie Chan Trophy Race“. Mit Kontinuität hatten es die ostasiatischen Filme- und Geschäftemacher noch nie dem strikten Westen gleich getan. Doch bereits jetzt, beim fünften alljährlichen Rennen, war Jackie Chan ein asiatischer Megastar, und die Nachwuchskräfte träumten davon, von ihm als eine der Fahrerinnen ausgewählt zu werden und so etwas mehr für die eigene Publicity tun zu können.
Jackie Chan verlieh auch hier den Gewinnern des offiziellen Macau Grand Prix den Preis auf dem Siegerpodium. Immer eine rundum gut geplante Werbestrategie für Mitsubishi, den Macau Grand Prix, Jackie Chan und seine Wohltätigkeitsarbeit.
Übrigens wurde erst im Jahr 1988 die Wohltätigkeitsorganisation „The Jackie Chan Charitable Foundation“ vier Jahre nach dem ersten Spendenrennen! (hier klicken um mehr zu lesen)
1995: Rekordbudget für Rennfahrerfilm „Thunderbolt“
Golden Harvest finanzierte Jackie Chans neuestes Filmabenteuer, das mit satten 2 Milliarden Hongkong-Dollar neue Rekorde setzte. „Thunderbolt“ (1995) wurde unter anderem in Japan auf dem Sendai HiLand Raceway mit echten Rennfahrern gedreht. Hauptsponsor war wieder Mitsubishi.
Der Film verbindet auf clevere Art und Weise Jackie Chans Kung-Fu-Skills mit seiner Leidenschaft den Autos – und schönen Frauen. Der deutsche Schauspieler Thorsten Nickel spielt im Film den Bösewicht.
1998: Umzug des Jackie Chan Cups nach Guangdong, China
Ein Jahr nach der Wiederangliederung Hongkongs ans Festland Chinas und im selben Jahr, in dem Jackie Chan weltweit dank „Rush Hour“ zum Superstar werden würde, wurde das beliebte Celebrity-Rennen auf dem Zuhai International Circuit in Guangdong abgehalten, der erst 1996 eröffnet wurde.
Der damalige Titel: „Ericsson Mistubishi Jackie Chan Foundation Charity Race“. Was für ein Name! Auch hier stellte Mitsubishi die Rennfahrzeuge, damals Mitsubishi Lancers, und auch hier waren nur FahrerINNEN aus China, Hongkong, Singapur und Taiwan vertreten.
Da soll mal jemand behaupten, Jackie Chan setze sich nicht für die Frauenrechte ein.
2000: Ende der Zusammenarbeit mit Golden Harvest
Anfang des neuen Millenniums dann eine weitere Titelanpassung. Während des 47. Macau Grand Prix vom 17. bis zum 19. November fand auch das wohltätige „Golden Harvest Mitsubishi Jackie Chan Race“ statt. Zu der Zeit befand sich der Film „The Accidental Spy“ gerade in der Post-Production und sollte im Januar 2001 weltweit, beginnend in Hongkong, als letzter Film Jackie Chans unter Golden Harvest anlaufen.
Auch hier wurden Schauspielerinnen aus fernöstlichen Ländern wie Singapur, Malaysia, Thailand, China, Taiwan, Hongkong und Korea hinters Steuer gesetzt. Mithilfe von Profirennfahrern an ihrer Seite lieferten sie wie eh und je ein grandioses Rennen ab. Jackie Chan legte vor dem Rennen zwei Ehrenrunden in einem Mitsubishi Pajero 1800 cc hin, bevor er das offizielle Rennen einleitete.
Einen Unfall gab es dann doch. Annie Wu schrottete ihren Rennwagen, blieb jedoch unversehrt. Später wurde sie scherzhaft als „der typischste weibliche Fahrer“ mit einem Preis ausgezeichnet. Die Koreanerin Shanna Han wurde zur stylischsten Fahrerin gekürt und die beste Fahrerin war Golden Harvests damalige Neuentdeckung Audrey Fang.
2000/2001: Teilnahme an der Rallye Dakar
Mit zunehmendem Erfolg in Hollywood dank Kinofilmen wie „Shanghai Noon“ (2000) und „Rush Hour 2“ (2001) stieg auch das allgemeine mediale Interesse an der Person Jackie Chans. So nahm er bei der 23. Auflage der Rallye Dakar, die am 1.1.2001 startete, teil; nicht als Fahrer sondern als Gast des Teams. Bereits 2000 war er als Gast von Mitsubishi im Kairo-Abschnitt der Rallye vertreten.
2003: Gründung des Ralliart China Rennteams
Im November 2003 schlossen sich Mitsubishi Motors Corporation und Ralliart Inc. dann zusammen und formten das chinesische Team für die Rallye Dakar 2004. Dies stellt einen weiteren Übergang in Jackie Chans Karriere als Rennfahrer dar, wurde er hier doch zum Honorary Team Director seines Teams Mitsubishi Ralliart China gewählt.
Dieses löste übrigens das alte Team Ralliart Hong Kong ab.
2004: Umzug des Jackie Chan Cups nach Shanghai
Nach einem Abstecher nach Guangdong und der Rückkehr nach Macau, fand am 27. Juni 2004 der jährliche Jackie Chan Cup statt, diesmal auf dem Shanghai Circuit, wo er fortan auch bleiben sollte. Jackie Chan fuhr damals einen speziell entworfenen Mitsubishi Eclips und führte das Feld an. Die 15 folgenden Lancers fuhren das Rennen an einem sonnigen Tag zu Ende. Als Siegerin ging die koreanische Schauspielerin Christy Chung hervor.
2015/2016: Gründung des Jackie Chan DC Racing Teams
Im März 2015 lernte Jackie Chan den chinesischen Rennfahrer David Cheng kennen, der gerade große Erfolge im Rennsport feierte. Beide Landsmänner kamen schnell ins Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit. Daraufhin wurde Baxi DC Racing Alpine formiert, die als erste chinesische Organisation der WEC (World Endurance Championship) gilt.
Im Oktober, während der Asian Le Mans Saison, wurde der Rennstall aus Marketinggründen in Jackie Chan DC Racing umbenannt. Auf den damaligen Rennwägen prangte Werbung des neuen Jackie-Chan-Films „Kung Fu Yoga“, der damals bald seinen Start feiern sollte.
2017: Bisher größter Sieg in Jackie Chans Rennfahrerkarriere
Bei dem originalen 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann das Team Jackie Chan DC Racing dann tatsächlich den zweiten und dritten Platz der LMP2-Klasse in einem Oreca 07-Gibson – nach dem deutschen Porsche-Team um Timo Bernhard – und ging in die Geschichte als erstes chinesisches Siegerteam ein.
David Cheng verriet Le Mans in einem Interview:
„Ich traf Jackie Chan, Mitgründer meines Teams, im letzten März. […] Jackie war selbst als Rennfahrer tätig, nicht auf diesem hohen Niveau, aber er ist ein großer Rennsportfan; viele Leute wissen das nicht.“
David Cheng
Wir dürfen also gespannt sein, was Fans von Jackie Chan in Zukunft in Sachen Rennsport noch erwarten wird. Vielleicht ein zweiter Teil von „Thunderbolt“? Oder ein ähnlicher Film über den Rennsport? Bei Jackie Chan ist alles denkbar.